Der Brief

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Heute hat mir ein Freund geschrieben. Einen
drei Seiten Brief. Und mir so erzählt: "Er
hat seine Arbeit verloren! Seine Frau hat
ihn verlassen! Und sein Dispo ist am Ende!"
Und er kann die Wohnung verlieren. Und
muss auch sein Auto verkaufen. Und er
findet keine Lösung für all das. Und er sucht
Hilfe. Jemand der einen Ausweg kennt.
Und ich übelege. Soll ich ihm das schreiben.
Wie ich mal in Australien angekommen bin.
Ohne einen Cent. Und es so wusste. Du hast
keine Familie, die Dir helfen kann. Du hast
keine Freunde, die Dir helfen können. Du
hast niemand, den Du anrufen kannst. Und
wie ich mich einfach, in eine Ecke, gesetzt
habe. Und über das Leben nachgedacht habe.
Und über die Welt. Und dann neue Kraft
gefunden habe. Und einfach los gegangen
bin. Und ich habe überlebt.

Heute hat mir ein Freund geschrieben. Einen
drei Seiten Brief. Und er hat mir so erzählt:
„Er hat genug von Menschen, die Ihn nur
belügen! Und von Arbeit wo er nichts verdient!
Und von dem Leben, das er sich nicht mehr
leisten kann! Und er braucht irgedwie Hilfe!“
Und ich habe mir so überlegt. Soll ich ihn von
meiner ersten Zeit im Rollstuhl erzählen.
Ohne einen Mensch zu kennen. Und dem
Wissen Du bist allein auf der Welt. Und wie
löst Du all die Probleme, die jetzt kommen.
Jeden Tag einkaufen. Und die Wohnung
sauber halten. Und, in dieser Einsamkeit,
nicht verrückt zu werden. Und wie ich dann
einfach so still, in der Ecke, gesessen habe.
Mit einem Tee. Und den weissen Wänden
um mich her. Um dann das Fenster zu
öffnen. Und es zu wissen: „Das Leben geht
weiter!“

Heute habe ich an einen Freund gedacht. An
einen Mensch, den ich schon Jahre kenne.
Und der immer Probleme hat. Mit den
Frauen. Und mit Arbeit. Und mit den
Menschen so überhaupt. Und habe mir so
überlegt. Wie helfe ich Ihm. Und ich habe
mich an Bücher erinnert, die ich gelesen
habe. Und an Sonnenuntergänge, die mich
beeindruckt haben. Und an Wiesen, über
die ich gegangen bin. Und an wunderbare
Landschaften, die ich gesehen habe. Und
an friedliche Plätze, die ich gekannt habe.
Und an Menschen, die unvergesslich
geblieben sind. Und an Augenblicke, an
denen ich das Leben neu gesehen habe.
Und wo die ganze Welt gelächelt hat.
Und ich denke! Ich schreibe ihm einfach:
"Setze Dich still in eine Ecke! Geniesse
einen Tee! Und erinnere Dich an das
Beste!

(C)Klaus Lutz




Ps. Am 10.03.2016 um 18:20 Uhr zuerst auf:
www.die-gedichteschreiber.de veröffentlicht!!!

Informationen zum Gedicht: Der Brief

393 mal gelesen
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14.03.2016
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