Der Backenzahn
Ein Gedicht von
Anita Namer
Ungefähr 40 Jahre
hast du mich begleitet.
Durch alles…
Tief – mit mir verbunden.
Du hast alles, was zu groß, zu hart für mich war
klein gemacht,
damit es leichter „verdaulich“ wird.
Ja, ich habe dich gepflegt
und doch bist du mir im Einzelnen nie aufgefallen.
Nur, wenn ich Schmerzen hatte.
Du bist verbunden
mit meinem Körper.
Du - im Besonderen stehst in Verbindung
mit Herz und Darm, zentralem Nervensystem, Psyche,
Niere, Innenohr und Hirnanhangsdrüse.
Schon Wahnsinn, irgendwie.
Oft schon, wurdest du „geflickt“.
Vor ein paar Tagen…
verlor ich, verlorst du - deine Füllung.
Leider so tief,
dass du nicht mehr zu „retten“ warst.
Wie oft „flicken“ wir etwas in uns? Mit was?
Zahn-Extraktion
heißt es….irgendwie lapidar.
Und doch steckt mehr dahinter.
1 ½ Std. Operation.
Fräsen, Knochen dehnen und noch viel mehr.
Schwerstarbeit für den, der`s macht.
Ich will dich nicht festhalten und doch will ich dich auch nicht gehen lassen,
irgendwie.
Deine Wurzeln reichen bis zur Kieferhöhle.
Eine Seltenheit, höre ich.
Wohin reichen meine Wurzeln?
Irgendwann
ein Ruck…
Du bist raus….
Allerdings – ist die Wurzel abgerissen…
Also noch ein wenig Arbeit.
Was tun wir, wenn uns eine Wurzel abreißt?
Seltsame Gedankengänge,
Zusammenhänge.
Ein komisches Gefühl.
Ja, es tut weh, ganz schön.
Ich habe Kopfschmerzen und fühl mich, als wäre ein D-Zug über meine Kopfhälfte gefahren.
Schüttelfrost, Abgeschlagenheit.
Ich hab`s unterschätzt. Ich bin ganz schön mitgenommen.
Es war doch nur ein Zahn?
Ja - schon, aber…..
Danke, Zahn.
© A. Namer
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