Delft und Meißen

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Delft und Meißen

Die Farbe Blau leuchtet da aus dem Bild
Und prägt den Augensinn mir freundlich, mild,
Wenn wir uns an die Kaffeezeit erinnern,
Vergangene Bilder blass durchschimmern.

Wie war das doch zu unserer Kinderzeit?
Am Sonntag waren zur Feier wir bereit,
An der ein Kaffeeduft uns fein umwehte,
Der eigene Kuchen dastand ohne Nöte.

Einfach waren damals die Tassen,
Konnten sich auf Ansprüche einlassen,
Teurer zu sein, als sie ja wirklich waren,
Vorfahren hatten da noch sehr zu sparen.

Sie hatten wenig, doch das war sehr viel:
Sie hatten Blaugeschirr – und das mit Stil!
Zwar lagen Delft und Meißen ihnen fern,
Doch Imitationen – die hatte man gern.

So wurde jede Tafel reicher Schmaus,
Man ging spazieren, in die Flur hinaus,
Freute sich, wenn Verwandte kamen,
Sich auch ein Stück vom Kuchen nahmen.

Verwandte, die sind heute oft recht fern,
Man hat inzwischen das Herumreisen so gern,
Kann niemanden am Sonntag mehr verführen,
Weil die Beziehungen mitunter erodieren...


©Hans Hartmut Karg
2021

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Informationen zum Gedicht: Delft und Meißen

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02.03.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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