Das neue Verbotsschild

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Kaum einer rast mehr wie ein Wilder,
denn überall gibt es nur Schilder.
Es gibt die blauen, grünen, roten,
denn fast alles ist heute verboten.

Zum Essen, Trinken, Leben oder Sterben
will uns manches Schildchen werben.
Ohne Werbung würde es nicht schmecken,
lieber sollen wir verrecken.

Doch damit wollen wir noch warten,
außerdem gibt es dafür viele Arten.
Mancher hört die Abschiedsglocken läuten
auf Brettern, die die Welt bedeuten.

Andere klären ungewollt diese Frage
bei der Rede im Bundestage.
Die Todesstrafe gibt es nicht mehr,
sonst wäre manches Gefängnis leer.

Nicht jeder hat das schnelle Glück
bricht sich beim Unfall das Genick.
Die meisten liegen dann jahrelang
im Krankenbett, gelähmt, todkrank.

Zum Suizid fehlt nicht nur Kraft,
es mangelt auch am richtigen Saft.
Deshalb schuf ich, trotz Lebenslust,
ein neues Schild auf meiner Brust.

Ein rotes Herz mit Blitz und Hand,
durchgestrichen und mit rotem Rand.
Ich will zu den wirklichen Toten,
deshalb ist Reanimation verboten.

23.03.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das neue Verbotsschild

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23.03.2017
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