Das Lob der Lüge

Ein Gedicht von Marina Garanin
Grenzenloser Optimismus
Ist des Friedens größter Feind,
Primitiver Heroismus,
Der entfremdet, nicht vereint.
Hat er mich doch jüngst erhoben
Hin zum spröden Firmament,
Übermütig aufgestoben
Durch das Feuer, das noch brennt.

Nachsicht ward mir schlimmste Sünde,
Fiel hinab wie Ikarus
In des Meeres tiefste Gründe
Tauchte mich mein Redefluss.
Jedes Wort war missverstanden,
Jeder Pfeil flog übers Ziel
Liebster Traum, du kamst abhanden,
Denn ich wünschte viel zu viel.

Hätte ich doch nur geschwiegen!
Nun besteig ich mein Schafott.
Reden führt zu kalten Kriegen,
Schweigen, Schweigen ist ein Gott.
Nur die Lüge stiftet Frieden,
Und die Ehrlichkeit entzweit.
Schweres hast du mir beschieden,
Eitler Traum von Einigkeit.

2014

Informationen zum Gedicht: Das Lob der Lüge

747 mal gelesen
01.04.2016
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige