Das Leben ist gut
Ein Gedicht von
Reiner Künzel
Und wieder steh am Fenster ich,
wie jeden Tag im Sonnenschein.
Mama rief: „Ich liebe dich“,
und ließ wie immer mich allein.
Auch Papa schafft im Häusermeer
für unser Heim so schick im Grün
bis Abends singt am Bettchen er:
„Vertraue mir! Die Blumen blühn.“
Genieße so des Frühlings Pracht
mit all dem schönen Vogelsang.
Und wenn die Einsamkeit mit Macht –
sagt Papa nur: „Nun sei nicht bang!“
Erfreue mich am Wolkenziehen
mit frischem Wind, das Grün so satt.
Der Alleen Bäume fliehen
in den Dunst der großen Stadt.
Den ganzen Tag am Fenster starr,
spüre niemals einen Schmerz.
Ein Flugzeug dort – wie sonderbar.
Lass die Sonne in mein Herz.
Ich esse nie bis Mama kommt.
Die Sonne strahlt jetzt mächtig heiß
und setzt der Stadt ein Hütchen prompt,
zum Schutz, wie Papa sicher weiß.
Mit gleißend Schein das Hütchen wächst,
schmiegt sich über alles Land,
wirkt ein bisschen wie verhext,
sehne mich nach Mamas Hand.
Und Baum für Baum sich stumm verneigt
vor mir im grellen Schein zerbricht.
in Andacht alles Leben schweigt,
so still mir in die Ohren sticht.
Doch ich bleibe tapfer stehen
als der Hof beginnt zu glühen,
werde bald die Mama sehen
und auch schön die Blumen blühen
hör ich Papa heut noch singen.
Auch am Bein die heiße Glut
kann mich nicht zum Weinen bringen.
Denn das Leben ist doch gut!
Alles Nichts beherrscht mein Sein,
kein Gefühl, gar niemand mehr,
fang nach Mama an zu schrein,
doch auch Papa ohne Wiederkehr.
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