Das Haus am Deich
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Die Nacht hat scheu den Tag geküsst,
dort hinter Land und Meer.
Ehe sie stumm zum Abschied grüßt,
wandelt funkelnd sie umher.
Ein Perlennetz steigt auf - und weit,
in dampfend mildes Licht.
Im Glitzern simpler Herrlichkeit
sieht man den Hof am Deich noch nicht.
Doch rührt sich schon im Schafstall Leben.
Die Herde strömt hinaus.
Nah dahinter stapft soeben
die Bäuerin zum Tor, vor´m Haus.
Sie blickt noch etwas frierend drein
und seufzt aus sprödem Munde:
> Hier draußen bin ich nun allein.
...Zu oft, seit frühster Kinderstunde. <
*
Da trifft ein Sonnenstrahl das Haus;
webt sich auch in ihr krauses Haar.
Das Seufzen weht davon – voraus.
Und lächelnd steht sie da.
Noch schemenhaft von Tau umringt,
stapft sie versöhnt – bald auch beschwingt,
ihren altvertrauten Weg.
© Ralph Bruse
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