Brief an die Nonne: Don’t forget that, Sor.

Ein Gedicht von Saliah Ylenia
Man sagt, wenn einer betrunken ist
wird er authentisch
sagt er alles, was er fühlt,
er zeigt sich verletzlich.
Dann danke ich Dir hiermit
für das große Vertrauen
und auch für die Sekunden
einer ganz besonderen Ewigkeit,
die unser Leben, als Freunde, erfüllten.
Voll Abenteuer und Verrücktem
und ja, vielleicht war auch Liebe dabei.

Sor, du hast einen Teil deines Wesens offenbart,
als wir auf meiner Party auf dein Wohl angestoßen haben.
Doch das bleibt unser Geheimnis.

Das Lied, das du beim Abendgrill
immer wieder sangst:
„Lachend gehe ich durch das Leben, wie ein Clown“,
habe ich in mein Album:
„Memoiren unserer verrückten Zeit“,
wie eine Reliquie bewahrt, liebe Sor!

Du fühltest sicher, das Lied spiegelt dein Leben wider,
komm,
so dramatisch war in dein reales Leben doch nicht,
denn wir, deine Freunde,
hatten ja mit dir unsere Eskapaden und Wonne
und sind von tausend Dingen deine Zeugen.

Wir liebten das Tanzen und
erst zum Anbruch des Morgenrotes
kamen wir von meiner Party nach Hause.
Und du, du zu dem Kloster
mit einem neuen Märchen für die obere Schwester.

Und mal ehrlich, das bittere Bier, das tranken wir
nicht, weil wir verdorbene Biester waren,
sondern, um den Schmerz, den Liebe verursacht,
zu betäuben.

Den Abend meiner Krise,
habe ich auch in meinem Album:
Als ich wie Schneewittchen absichtlich
auf den Hof der Nonnenschule fiel,
Und ich landete nicht im Krankenhaus
wie man später erzählte,
sondern mit euch auf der für dich verbotenen Party.
Und du, Sor, warst die Sensation dort,
denn all die Männer bei der Grillparty
luden dich ein, einen Walzer, mit ihnen zu tanzen.
Und wie gut tanztest du!

Ach…und alles, was unsere geheime Liebe damals erfunden hatte!

Den Wein, Caballo loco und das Pils
wolltest du an jener Nacht mehrmals trinken,
da ähneltest du mir,
denn sonst warst du besonnen.
Das gegrillte Hähnchen knusprig braun,
es schmeckte so gut und gab unseren
weinenden Herzen Kraft.
Oh, ich wusste, wie du Essen magst!

Und du, du hast in dieser Nacht gesagt,
wie schön es sei, umarmt von dem Mann,
den du zu lieben glaubst, zu tanzen.
Ein erhebendes Gefühl sah man in deinen Augen!

Jemand hat gesagt, wer nicht die Liebe kennt,
der weiß auch nichts von den Martyrien.
Ich weiß…
Du hattest dich verdammt, vergebens verliebt
in verschiedene Gestalten und
in Pfarrer anderer Religionen.
Und? Weißt du,
Das Verliebtsein ist gerade unter euch ein Glück.
Und bevor du Nonne wurdest,
warst du ein Mensch,
das schöne Mädchen mit dem Traum nach einen Prinzen,
eine Frau mit der Sehnsucht nach jemanden, der dich umarmt.
Und dann eine Nonne.
Don’t forget that.

In Erinnerung an unsere innige Freundschaft, liebe Sor Emilia.

©Saliah Ylenia, 2023

Informationen zum Gedicht: Brief an die Nonne: Don’t forget that, Sor.

125 mal gelesen
20.02.2024
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige