Bild des Lebens

Ein Gedicht von Rainer Maria Derstroff
Das Bild im Museum, welches ich nicht verstehe.
Irgendwie hielt es mich fest im Bann.
Wollte schon weitergehen.
Schaue genauer, schaue es genauer an.

Viele bunte Kleckse, Striche, Kreise.
Was hat sich der Künstler dabei nur gedacht?
Das Bild fesselt mich auf eine geheimnisvolle Weise.

Im Nebenraum prächtige Bilder mit prunkvollen, goldenen Rahmen.
Unvorstellbar wertvoll, unersetzlich.
Gedränge vor den Kunstwerken mit dem berühmten Namen.
Tausende zu diesen Exponaten hetzen.

Menschen betreten den Raum,
beachten das „Kunstwerk“ vor dem ich stehe kaum.
Kinder plötzlich in den Saal toben.
Stille, Finger kreisen, vernehme leises Loben.

Augenblicklich bin ich wieder allein.
Was mag die Botschaft des Bildes nur sein?
Gehe dicht, dichter heran.
Entdecke ein einfaches, kleines Schildchen sodann.

Nicht wie bei den berühmten Meistern,
welches ein goldenes Namensrelief ziert.
Ohne Namen.
Warum habe ich den Titel übersehen?
Bin irritiert.
Der Künstler nannte es: „Achtlos - vorübergehen!“

Ein Schock fuhr mir durch alle Glieder.
Die Kinder hatten es sofort begriffen.
Plötzlich fand ich mich inmitten des Bildes wieder.
Hatte das Leben auch meine Gefühle bereits geschliffen?

Das Namenlose - in Realität der Spiegel
mit Deinem Namen ist.
Ein fremdes Selbstbildnis Deines Ich.

Informationen zum Gedicht: Bild des Lebens

1.395 mal gelesen
(6 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,3 von 5 Sternen)
2
26.11.2014
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige