Baumfäller

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Baumfäller

Im schönen Streuobstwiesenland,
Wo Wanderer geh'n zu alten Bäumen,
War weit und breit sein Schnaps bekannt,
Der hinreißt zu den schönsten Träumen.

Die Welt wollte den feinen Brand,
Er aber musste kräftig schuften,
Auflesen Obst im Wiesenland,
Das herbstens konnte herrlich duften.

Den alten Herrn trieb's in die Schranken,
Denn schwer wurden ihm Beine, Herz.
Beim Ernten musst' er heftig schwanken
Und stets präsent blieb ihm sein Schmerz.

Und niemand half, er blieb allein,
Doch alle wollten seinen Segen.
Da sagt' er sich: „Das kann nicht sein!“
So musste er Bäume umlegen.

Denn mehr als vierzig alte Bäume
Sägte er deshalb abends um!
Und so entstanden Geisterräume,
Es fiel ihm schwer, er schaut' nicht um.

Jetzt kamen Natur-/Umweltschützer,
Auch Nachbarn waren sehr betroffen:
„Wir sind so gerne die Schnapsnützer
Und wollten auf Neuernte hoffen!“

Doch niemand hatte helfen wollen.
Er war zu alt, um noch zu ernten,
Wo auf den heimlich-leisen Sohlen
Sich alle nur von ihm entfernten.

Wie kann man umkehren die Tat,
Wenn hinterher scheinbar der Wille
Gibt immer nur den guten Rat –
Ansonsten Nichtstun, Totenstille?


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Baumfäller

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11.02.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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