Azrael

Ein Gedicht von Stefan Machander
Ein Schatten streift des Nachtens durch sämtliche Gassen
Geschützt durch die Dunkelheit der einsamen Massen
Das Neugeborene treibt ihn an wie der sündige Zecher
Unglücklicher, nimm einen letzten Schluck von deinem Becher!

Bunt und fröhlich tobt das Leben um ihn herum
Und doch bleibt der gefiederte Bote stets stumm
Aufmerksam beobachtet er das rege Treiben
Und wartet bis die Letzten zurückbleiben

Der Name auf seiner Liste wird zurecht gerückt
Denn Stift und Griffel sind stets gezückt
Dann erhebt er sich und fährt seine Flügel aus
Macht dem sündigen Zecher den Garaus

Gestrichen wird das Leben auf seiner langen Liste
Ach, wenn man dies doch nur vorher wüsste!
Die Dämmerung senkt sich schwer aufs Gemüt nieder
Und er kommt bestimmt bald wieder

Der Tag bringt Licht und viel Vergnügen
Wer wird sich denn schon mit Trübsal begnügen?
Lass uns lachen, musizieren und fröhlich sein
Denn was Morgen ist, kann uns doch egal sein

Heute will ich der König der Welt sein
Schau ganz tief ins Leben und ins Glas rein
Lass die Welt dann einfach nur Welt sein
Vergänglichkeit soll unser Laster sein

Im Rausch erkenne ich meine Überheblichkeit
Die mich schützt vor Verletzlichkeit
Eines Tages fällt sowieso die letzte Klappe
Ich mir noch schnell eine Maske schnappe

Niemals war die Zeit wirklich mein
Im Sterben sind wir stets allein
Schaue zurück auf die Lücke, die wird sein mein
Engel des Todes, wie kannst du nur so unbarmherzig sein!

Informationen zum Gedicht: Azrael

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18.12.2012
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