Anklage

Ein Gedicht von Florian Brunner
Unentwegt könnte ich weinen,
nur traurige Verse reimen,
außer Stande zu verzeihen,
mich dem Selbstmitleide weihen.

Von Dunkelheit umnachtet,
zerrissen, nüchtern betrachtet,
andrer liebe Worte unbeachtet,
Geist ins Schattenreich verfrachtet.

Das Leben ist ungerecht,
geradezu ätzend selbstgerecht,
ein fadenscheiniges Geflecht,
aus verlogenem Menschengeschlecht.

Lodernd in mir brennend Wut,
doch gar nichts macht sie gut,
nur Verzweiflung nährt den Mut,
in den Ring werfe ich meinen Hut.

Bin wie ich bin, wurde so geboren,
schwach, nicht wie ihr auserkoren,
klag euch an, unverfroren,
in eurer Kälte sind so viele schon erfroren.

Ihr seid egoistisch und gnadenlos,
doch euer Phlegma, das ist groß,
Eure Eitelkeit, aufgebläht, famos,
nur das Gewissen ist arbeitslos.

Nicht böse sein für dieses Gedicht,
besser von mir, als beim Jüngsten Gericht,
von einem Menschen mit pickligem Gesicht,
eure Perfektion, sie steht mir nicht.

März 2018

Informationen zum Gedicht: Anklage

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20.03.2018
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