Am Grab der Mutter
Als Junge nahm ich Deine Hände,
Du warst für mich das größte Glück.
Die Kinderzeit ist längst zu Ende,
nach vielen Jahr’n komm‘ ich zurück.
Wir sind unendlich stumm gewesen,
die Trauer ließ uns ganz allein.
Hab‘ Deine Briefe oft gelesen
und konnte doch nicht glücklich sein…
Nun steh‘ ich vor der letzten Stätte
und sprech‘ in stillem Schmerz mit Dir.
Du liegst im kühlen Grabesbette,
ich bitte Dich: Verzeihe mir!
Vergib mir all die vielen Worte,
die Worte, die ich nie gesagt,
ich sag‘ es Dir einst an der Pforte
wie sehr das Schweigen mich geplagt.
Ich sehnte mich nach Deiner Nähe
denn dunkle Zeiten gab es oft,
wenn ich die Kindheit vor mir sehe,
hab' Liebe schmerzvoll ich erhofft…
Dein Kind bin ich ja stets geblieben,
war’n wir uns auch schon lange fremd,
die Sehnsucht hat mich hergetrieben,
der Schmerz – den jeder von uns kennt…
Und nun – schlaf' gut – fühl‘ Dich geborgen,
ich neh’m Dich fest in meinen Arm.
Ich komme wieder – bald – schon morgen,
von jetzt ab schweigen Leid und Harm…
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