Always be connected.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Es ist mein sehnlichstes Bestreben,
dass meine Kinder mich nicht trübsinnig erleben.
Lächelnde Smileys signalisieren täglich auf ihrem Phone,
mal bei der Tochter, mal bei dem Sohne,
dass es mir gut geht, ohne zu klagen;
W E N wir vermissen, brauche ich nicht zu sagen.
Kürzlich kam mein Sohn aus München nach Haus;
da zahlte sich seine Power aus,
indem er mir zur Hilfe kam,
mein Fahrrad auseinandernahm,
die Kette ölte, den luftarmen Schlauch ersetzte,
alles verkehrssicher machte bis auf` s letzte.
Von den Dachrinnen kamen Ästchen geflogen,
Moos und Schmutz in hohem Bogen.
Er schraubte und sägte, rückte und saugte,
damit mein Hausstand wieder was taugte.
Da merkte ich, dass ich doch nicht alles kann,
was einst leistete, der Hausherr, mein Ehemann.
In Hamburg hab ich mich dann übernommen.
Vom Hafen bis Altona zu Fuß hingekommen,
schipperten wir nach Övelgönne mit der Fähre,
gingen heiter weiter, immer weiter,
als ob mein Alter bloß hingeschrieben wäre.
Tage darauf, eingeladen bei Mel in der großen Hitze,
zog meine Tochter mich panisch hin zum Wohnzimmersitze,
wo sie mir die Beine auf den Hocker legte,
schnellstens in die Küche fegte,
weil Mami nicht- wie immer- lachte,
Meli Eisbeutel und einen getränkten Waschlappen brachte,
bis ich ein Glas Wasser am Munde fühlte,
das zwei Magnesium-Bomber in die Kehle spülte.

Und die Moral von der Geschicht?
Es wird kühler, ich bin wieder am Laufen,
meine Kinder sind gut, nur Mut, nur Mut,
zu viel sorgen soll`n sie sich nicht.
Always be connected.
CBi.

Informationen zum Gedicht: Always be connected.

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13.07.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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