Von der Notwendigkeit des Fressens

Ein Gedicht von Zora Kastner
Erkaltetes Herz, kein Gewissen kann plagen.
Unzarte Fänge, nichts Ganzes bleibt hier.
Geifernde Lefzen, nutzlos Gutes zu sagen.
Gierende Augen suchen Zeichen von dir.

Rasender Puls, widerhallt laut im Ohr.
Unsteter Blick, sieht nur Feind, niemals Freund.
Heuchlerische Worte, sacra res im Chor.
Das Verlangen nach Blut sucht Befriedigung noch heut.

Treibende Muskeln, Leidenschaft bis an den Rand.
Vibrierende Nüstern, den roten Faden nur sie sehn.
Pumpende Lungen, die Entkräftung nie gekannt.
Tödliches Geschick, an dem wirst du zu Grunde gehn.

Kiefer im Genick, dein Ende einzuleiten.
Das Bersten von Knochen, ein Geräusch tosender See.
Krallen im Fleisch, erkunden ausgedehnte Weiten.
Seeligkeit unter der Haut, schau, es tut schon nicht mehr weh.

Lebenssaft im Grase, seh den Atem sanft dir weichen.
Willenloses Opfer, dein Leben ist doch nur geliehn.
Dampfender Leib, einst werd ich dir aufs Haar gleichen.
Blutrotes Fleisch, wird mir Notwendigkeit verziehn?

Informationen zum Gedicht: Von der Notwendigkeit des Fressens

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03.03.2015
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