Bitterkeit

Ein Gedicht von Zora Kastner
Ein unbegreiflicher Gedanke
Frisst sich mir durch Leib und Seel‘.
All das Gute wird zerdrückt
Bis nur noch Gift ist was ich seh‘.

Es schleicht sich in den Kopf hinein
Und macht sich in der Brust dann breit.
Es sticht und brennt und frisst mich auf.
Es fordert, fleht und schreit.

Ersticke jede Wut zu früh,
Die dann in meinem Schädel platzt,
Mir alles Gute drin zerreißt
Und nur Neid und Angst entfacht.

Nichts mehr, das mir Freude macht,
Kein gutes Wort das in mich geht.
Charmante Schale, großes Herz
Ist, was man grad noch versteht.

Doch dort ist so viel mehr, das stirbt,
Ein Königreich im freien Fall.
Hinterm Walle schleicht der Feind
und wartet auf den großen Knall.

Zerstöre alles was mich freut
Kaum dass es dem Quell entsprungen.
Achte kaum noch gute Tat
Und argwöhne falsche Zungen.

Doch bin ich ein Zeuge nur,
Die Unart hat ihr‘n eignen Drang.
Das bin nicht ich, das da so brüllt.
Ich hoff‘, es bleibt da nicht mehr lang…

Ich hoff‘, dass man auch andres sieht,
Und dass man es ans Licht mir hebt,
Man nicht mehr schreckt der Dornen Stich
So diese See bald nicht mehr bebt.

Informationen zum Gedicht: Bitterkeit

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03.03.2015
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