Interpretation eines Schweigens, Versuch1
Ein Gedicht von
Xenia Rajnor
Vielleicht hab ich dir in die Seele geschnitten. Erinner ich dich an alten Schmerz? Hab ich dich zu tief erfasst? Fordere ich dich zu sehr heraus oder gar zu viel von dir? Macht dir das Angst? Fürchtest du die Art Schmerz, die du schon viel zu gut kennst? Oder ist es ganz anders und du bist nur zu kalt, zu abgebrüht und alt?
Es gab eine Zeit, in der ich bei dir geborgen war, in der ich mir deiner sicher war, doch jetzt weiß ich gar nichts mehr.
Unter Schicht um Schicht Selbstschutz versteckst du dich. Diese kaltherzige Härte zerbricht dich....Von innen bist du sicherlich schon ganz porös, doch du schweigst standhaft. Du verneigst dich vor niemand und du ich hab dich noch nie weinen gesehen. Dabei wär es so dringlich, um dich zu verstehen. Ich fürchte, ich begreif dich nicht. Du redest oft von anderen Frauen. Wehmut schmückt dein Angesicht. Ich würde sie so gern zerhauen.
Immer, wenn es leise wird, wenn es sacht und zärtlich wird, wenn ich mich in dir auflöse, leise zart bei dir eindöse...Schweigst du mich in Staub und Schutt, reißt mir stumm die Haut kaputt.
Weh bin ich und wund und feig. Du stiehlst mir stumm Gemeinsamkeit.
Ich sehne mich nach deiner Zeit.