Zehn Tage
Zehn Tage gab man dem Poet,
auf dass er sich gesunden tät.
Das Auto, das ihn hergesaust,
ist längst wieder davon gebraust.
Kittel zogen ihn auf schmale Liegen
um zu messen und zu wiegen,
Fieber in die Raumluft zu senden,
Augen mit dem Lichtstrahl blenden.
Blut abnehmen, erster Befund,
er sei zu schwer und nicht gesund.
Blut, Urin und Speichelmasse,
Laib abdrücken, was jeder hasse.
Schmerzensschreie in die Menge
deuten auf ein Krankheitsgedränge.
Und so schrieb er dann am End
mit zitternder Hand sein Testament.
Das öffnete die Wege schon
für die erste Inspektion.
Magen, Nieren und die Lunge,
Galle, Herz, sogar die Zunge.
Alles wurde inspiziert
und bei Bedarf auch ventiliert.
Stab mit Watte in jedes Nasenloch,
vorher über Zunge und Wangen noch.
Ehe er es richtig verstand,
Tropf in Vene mit Hydrant.
Tropfen für Tropfen, still und leise
gab es Gesundheit literweise.
Eine Nasenmaske mit H²O,
Tag und Nacht gab es sowieso.
Und er durfte sich nicht zieren,
musste drei Mal täglich inhalieren.
Spritze in den Bauch, statt in den Po,
Wassertabletten für das Klo.
Einen Oberarm dann festgeschnallt,
Puls, Blutdruck und Sauerstoffgehalt.
Ultraschall später im dunklen Raum,
er sah nicht viel und hörte kaum.
Der Befund für Nieren, Lunge, Herz
war lächerlich, aber kein Scherz.
Den Ausschlag aber, wie zuvor,
gaben die Werte vom Labor.
Sie prickelten wie rote Brause,
drum entließ man ihn nach Hause.
Zehn Ratschläge gab man dem Poet,
auf dass er sich dran halten tät.
Neun existieren laut Krankenbericht,
der Zehnte ist hiermit dies Gedicht.
22.02.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann