Unkeusche Träume

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Weil ich im Winter lief halbnackt
hatte die Grippe mich gepackt.
Husten, Schnupfen, Fieberträume,
Ohrenschmerzen, Augensäume.
Tee, Tabletten, Lutschpastillen
nahm ich nach des Doktors Willen.

Das Fieber stieg, das Fieber sank,
die Zunge färbte, die Lunge klang.
Die Bronchien rauschten wie das Meer,
dadurch sank die Hoffnung sehr.
Ich fiel wie ein Stein ins Bett,
dafür träumte ich sehr nett.

Ich sah rundum an die Zimmerdecke
ob sich eine Spinne dort verstecke,
da ging leise auf die Zimmertür
und eine Nachbarin kam zu mir.
Sie machte den Krankenbesuch,
der für Ehefrauen ein Fluch.

Sie fing an, sich zu entkleiden,
wollte Ansteckung vermeiden.
Völlig nackt von Kopf bis Fuß
knickste sie zum alten Gruß.
Dieser Anblick, dieses Haar,
mein Gruß militärisch war.

„Stillgestanden und Ruhe im Glied“,
„Tür und Fenster zu, es zieht!“
Ich ließ sie in Deckung gehen,
und sich auf die Seite drehen.
Schließlich bin ich Kavalier
und will nicht den Po von ihr.

Meine Ohren haben gelauscht,
damit sie mit mir Bakterien tauscht.
Eine Hand griff an die Brust bei ihr,
ich drehte den Kopf zum Küssen zu ihr.
Anscheinend wirkten die Antibiotika,
denn auf meinem Bett ich den Notarzt sah.

27.02.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Unkeusche Träume

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27.02.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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