Toleranz und Ignoranz
Ein Gedicht sollte es werden,
das die Menschheit überlebt auf Erden.
Ich schrieb von Leben, Liebe, Zeit und Geld,
dem Guten und Bösen auf der Welt.
Ehe ich den Schluss ersann,
gab ich es frei für jedermann.
Ich erwartete, dass jeder emsig bleibt,
und dazu Kommentare schreibt.
Kaum konnte man es lesen und fragen,
sind die Wogen hochgeschlagen.
Das wahre Leben wäre zu chaotisch,
die Liebe allein fast nur noch erotisch.
Keiner hätte angeblich mehr Zeit,
doch viele drückt die Einsamkeit.
Na und über Krankheit und Geld
redet man nicht auf dieser Welt.
Einer schrieb als große Mahnung,
von Technik hätt ich keine Ahnung.
Schöne Frauen ließen das Blut zwar wallen,
doch im Kreißsaal würde ich umfallen.
Einer schrieb mir zwanzig Zeilen,
ich solle mich nur nicht beeilen.
Meine Gedichte zu lesen wäre nicht Pflicht,
und er kenne sie auch nicht.
Kurz und gut, zusammen gefasst,
mein Gedicht hatte niemand gepasst.
War es zu kurz, wie Mann und Maus,
sagte es angeblich nichts aus.
War es zu lang konstruiert,
hat es niemanden interessiert.
Ab jetzt werde ich um Verflossene trauern,
vielleicht wird mich dann einer bedauern.
Die Diskussion über Toleranz und Ignoranz
war letztlich nur ein Affentanz
11.10.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann