Storchenleben

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Meist sehen wir vom reinen Storchenleben
nur sein Staken und das lautlose Schweben.
Das Nest hoch oben ist nicht klein,
doch selten schaut ein Mensch hinein.

Die Störchin ist nicht das Problem,
sie legt die Eier stets genehm,
nachdem der Storchenvater, fast ermattet,
artistengleich sie hat begattet.

Doch wenn sie nicht auf dem Gelege sitzen,
die Nebenbuhler heimlich flitzen,
die Eier aus dem Neste rollen
und mit der Störchin neue wollen.

Mit Schnabel klappern, Flügel schlagen,
will einer den anderen verjagen.
Ist es Zufall, Taktik oder Glück,
für den, der bleibt am Ende zurück?

Und dann gibt es neues Liebeswerben,
auch ein Storch braucht schließlich Erben.
Besonders, wenn die Futterstellen
vor Lebendnahrung überquellen.

Doch wehe, es passiert sehr spät,
dass die Brut endlich Flug reif gerät.
Ehe sie gewachsen, gelernt und geflogen,
sind die andern gen Süden gezogen.

In Tiergehegen und Storch-Stationen
vereinzelte Adebare im Winter wohnen.
Sie dienen dort als Märchenerfinder,
und bringen angeblich die Sonntagskinder.

Im Frühjahr mit voller Kraft sie starten
und nur noch auf den Partner warten.
Ob Storchen Frau oder Mann,
dann fängt alles von vorn wieder an.

12.06.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Storchenleben

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12.06.2016
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