Sie kommt und geht

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Leute, macht euch empfangsbereit,
serviert Kaffee und Kuchen,
es ist wieder einmal so weit,
sie kommt uns besuchen.

Dabei muss ich doch gestehen,
und es fällt mir nicht schwer,
niemand hat sie je gesehen,
als wenn sie ein Gespenst nur wär.

Sie kommt und geht in jedes Haus,
lässt die Gastgeber drehen,
um nachts wie eine graue Maus
heimlich wieder zu gehen.

Geheimdienste hat man schon gestartet,
Kameras wurden installiert.
Selbst die U-Bahn hat auf sie gewartet
und das Mautsystem ward aktiviert.

Maler stellten die Paletten bereit,
um sie in Farbe darzustellen,
Sprayer nutzten die Gelegenheit,
ihretwegen den Putz zu erhellen.

Mal fehlt sie uns, wie eine Seite im Buch,
mal ist sie unnötigerweise da.
Mal gibt es schlaftrunken einen Fluch,
mal ruft es munter „Hurra!“

Wenn auch Europas Politiker streiten
und tragen Energierechnungen breit,
Sommer und Winter lassen sich nicht leiten
von dieser einen Stunde Tageszeit.

24.03.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Sie kommt und geht

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24.03.2015
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