Schon erledigt
Sonntagmorgen beim Frühstückstreff
spielt Mutter diesmal den Chef.
„Damit es keiner von Euch verpennt,
nächsten Sonntag ist erster Advent.“
Der Jüngste ruft gleich in den Raum:
„Klauen wir wieder einen Baum?“
Die Mutter ihre Stirne runzelt,
der Vater in sich selber schmunzelt.
Er hat schon einen Baum gesehen,
man muss nur mit der Säge gehen.
Selbst der Hund knurrt in sich rein:
„Da heb ich gerne mal mein Bein.“
Die großen Kinder Kleister kauen,
weil sie nur auf die Handys schauen.
Sie sind davon nicht sehr begeistert,
weil es sich im Internet nicht meistert.
Die Katze denkt an Krallen kratzen
und an Baumbesuch von Spatzen.
Die Oma strahlt und zahnlos spricht:
„Dann gibt es auf dem Hof auch Licht.“
Der Opa seinen Kopf schief hält:
„Dass mir keiner von der Leiter fällt.“
Ihm selber ist das schon vor Jahren
beim Baum schmücken widerfahren.
„Da müssen wir doch einmal googeln,
was man so braucht an Kugeln.“
Doch plötzlich es am Hoftor klingelt,
Mutter schaut und sich dann kringelt:
„Das ist doch nicht die Möglichkeit,
mein Bruder, der Förster, hat für uns Zeit.“
Schon zwängen sich alle aus der Tür,
der Onkel war schon lange nicht hier.
Der Hund bellt, alle sagen: „Oohh!“,
Mutter atmet erleichtert und ist froh.
Auf dem Hof lehnt, in die Ecke gerückt,
eine Edeltanne, bereits geschmückt.
Der Onkel eine Tasse Kaffee wählt,
sich die Hände wärmt und dann erzählt:
„Ihr wisst, unsere Kinder sind vor Jahren,
als Auswanderer nach Kanada gefahren.
Gestern beim abendlichen Zeitvertreib,
war auch Kanada zu Besuch per Skype.
Da luden uns die Kinder und Enkel ein,
zum Weihnachtsfest bei Ihnen zu sein.
Sie haben werbend uns noch zugerufen:
‚Viel Schnee ist hier unter den Kufen! ‘
Da unsere Pässe noch gültig sind,
buchte ich die Flüge geschwind.
Nun reisen wir morgen nach Kanada,
sind für den Rest des Jahres nicht da.
Alles Gute für Advent und Jahresrest
und zu Weihnachten ein frohes Fest!“
27.11.2017 © W.R.Guthmann