Niemand weiß, wohin es geht...
„Niemand weiß, wohin es geht“,
auf dem roten Cover steht.
Und so handelt dieses Buch
von dem Nachkriegswirtschaftsfluch.
Deutschland war längst längs gespalten,
„Zu welcher Seite sollte man halten?“
Die Praxis selbst die Fragen klärte,
wie und wo man sich ernährte.
Hunger und Kälte waren oft arg
und viele sanken in den Sarg.
Frau Charlotte Langer packte Themen
und stellte sich diesen Problemen.
Im Osten zuerst die Ideologie stattfand,
der Westen wurde Wirtschaftswunderland.
Die Ostpolitiker mit Bauarbeiterberufen
hatten zur Hetzkampagne aufgerufen.
Bekannte Reporter jener Zeit
waren dabei zu Schikanen bereit.
Irgend so ein roter Partei-Gecko
nannte sich im Rundfunk „Tecco“.
Als Roboter hatte er dabei das Sagen
und ging Handwerkern an den Kragen.
Beim Konditor, dessen Geschäft florierte,
er angeblich Hamsterware aufspürte.
Drei Sack Zucker und ein Zentner Butter
waren gefundenes Radio- und Zeitungsfutter.
Der Mann wurde an den Pranger gestellt,
aber seine Torten hatten alle bestellt.
Und wer etwas von der Materie versteht,
weiß, dass ohne Zutaten gar nichts geht.
In Wirklichkeit schlug man den Handel KO
und gründete dann Konsum und HO.
Frau Langer hatte eine Textilnäherei,
für Mode nach dem neuesten Schrei.
Der Laden in der Spremberger Str. stand,
die Werkstatt sich im Hinterhaus befand.
Die Kampagnen machten ihr bange,
deshalb fackelte sie nicht lange.
Sie, die mit einer Tochter allein,
packte alles Geschäftliche ein.
Lud es heimlich auf einen LKW
und fuhr gen Westen, nach jwd.
Leben, Arbeit und banges Hoffen,
Frau Langers Buch legt alles offen.
Kolkwitz, Ströbitz, Spremberger Tor,
selbst ihre Freundinnen kommen vor.
Frau B. sie im Heim besuchen kam,
bevor der Herr sie zu sich nahm.
Von dort brachte sie, der Vergangenheit eingedenk,
das erste Buch mit als Geschenk.
Ich hab es kurz quer Beet gelesen
und bin begeistert dann gewesen.
Jahrelang hab ich dann geflucht,
in Antiquariaten dieses Werk gesucht.
Im Osten gab es nur wenige Exemplare,
erst nach der Wende geschah das Wunderbare.
Das Heim verkaufte seine Buchbestände,
ich fand ein Buch, signiert durch ihre Hände.
Das Werk wird langsam publiziert,
von der Tochter erst noch aufpoliert.
Auch die Jugend soll wissend verstehen,
was damals aus Unkenntnis geschehen.
22.02.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann