Mensch oder Maschine?

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Neulich las ich in der Heimat-Zeitung
über heimliche Geburtstagsvorbereitung.
Da werden seltene Annoncen geschrieben
und seltsame Angebote betrieben.
Zum Beispiel bot sie einen Mann
neulich als fahrbereiten Oldtimer an.
Er sei kürzlich beim TÜV gewesen
und hätte dort noch fast alles gelesen.
Das Gehör sei zwar halbwegs gesund,
nur verkalkt sei so manches Pfund.
Er wäre 50 Jahre schon gelaufen
und würde nur Bier und Pfeffi saufen.
Sein Motor liefe wie ein Uhrwerk,
nur bei der Lunge gab’ s nen Vermerk.
Ab und zu müsste er Wasser lassen,
drum sollte sie regelmäßig den Hahn anfassen.
Andere würden vor Sehnsucht schwitzen
doch sie ihn geldvermehrend besitzen.
Die Verkäuferin pries ihn als guten alten,
doch zum Schluss wollte sie ihn selber behalten.
Nun frag ich euch ihr Pärchen und Paare,
wäre das das wirklich wahre?
Wollt ihr echt verglichen werden
mit dem Schrott auf dieser Erden?
Sollen in euren schönsten Tagen
Rost und Grünspan an euch nagen?
Oder soll man euch in dunklen Lauben
ab und zu einmal entstauben,
tanken, lüften, neue Batterien einsetzen
und dann durch die Gegend hetzen?
Oder soll am Geburtstagsmorgen
eine zarte Hand fürs Wecken sorgen
und zwei Lippen euch berühren,
ehe sie das letzte Wort dann führen?
Soll Kaffeeduft durch die Zimmer schwärmen,
während sich eure Körper wärmen?
Soll irgendwann die Kerze zünden
und sich dann die Torte finden?
Entscheidet oder lasst es sein,
mehr fiel mir dazu nicht ein.

2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Mensch oder Maschine?

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11.11.2012
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