Kundendienst
Ob für die Liebe oder die Maut,
die Technik ist stabil gebaut.
Das Handy kann man ruhig stauchen
oder in das Bierglas tauchen,
trocknet man es mit dem Föhn,
kann bald man wieder alles sehn.
Verreist waren wir für viele Wochen,
doch heute hieß es selber kochen.
Kartoffelbrei ward eingerührt,
der Spinat war extra fein püriert.
Die Spiegeleier waren zerschlagen
und jetzt schon in der Pfanne lagen.
Ein Griff zum Schalter „Hitze frei“,
doch im Mund erstickt der Schrei.
Nach links gedreht, nach rechts gewendet,
der ganze Herd kein Zeichen sendet.
Ehe hungrig jeder mit mir tobt,
wähl ich den Kundendienst, der so gelobt.
Die letzte Zahl verstummet schon,
da ruft ganz fern der erste Ton.
Oh, denk ich, da wird gegenwärtig,
das Essen doch noch fertig.
Es klickt, der Automat verspricht,
das Warten dauert lange nicht.
Musik erklingt, mal laut, mal leise,
für Ohren eine schaurige Weise.
Immer wieder hört man ihn starten,
den Automat mit „Bitte warten!“
Doch statt freundlicher Töchter und Söhne
erklingen wieder die scheußlichen Töne.
Nach zwei Stunden vergeht meine Geduld,
am fehlenden Essen bin ich nun schuld.
Ich lege auf und eil in den Keller,
vor Hunger werd ich immer schneller.
Doch plötzlich bremse ich den Lauf,
im Keller hört der Lichtschein auf.
Da fällt mir ein, was der Elektriker machte,
als den neuen Herd man brachte.
Unser Elektriker, der Kraftstrom-Walter
nahm als Sicherung kleine Schalter.
Er hat mir sogar ganz aufmerksam gezeigt,
wie eine defekte Sicherung sich neigt.
Und siehe da, alle drei der neuen Teile
neigten sich aus ihrer Zeile.
Da muss man nicht die Männer rufen,
es reicht die Leiter mit drei Stufen.
Klick, klick, klick die Schalter stehen,
nun konnte ich wieder in die Küche gehen.
Mit dem Zauberspruch „Hitze frei“
gab es Wärme für vier Mal Spiegel-Ei.
Die Männer saßen auf den Treppenstufen
und wollten schon den Pizzaservice rufen.
Da rief ich: „Türe zu, weil es sonst zieht,
ich esse schon, guten Appetit!“
03.10.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann