Kann denn Parken Sünde sein?

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ohne Auto, muss ich ehrlich sagen,
geht kaum etwas in meinen Tagen.
Fahren mit Schwung und Gas
macht dabei noch immer Spaß.
Doch das Schlimmste an der Fahrerei
ist in der Stadt die Parkerei.

Schon seit vielen, vielen Jahren
darf ich zu meiner Freundin fahren.
Der Parkplatz für meine Räderschar
anfangs noch eine Ruine war.
Mein Auto stand zwischen Schutt und Dreck,
Beschwerden hatten keinen Zweck.

Erst vor Staatsbesuch in unsrer Stadt
man die Ruine schnell beseitigt hat.
Es wurde ein breiter Graben gezogen,
dort hinein ist alles geflogen.
An der Platzeinfahrt ein blaues Schild
zeigte an, dass hier das Parken gilt.

Nach den Wahlen war es soweit,
einfach nur Parken entsprach nicht der Zeit.
Jetzt lag hinter der Frontscheibe
die eingestellte blaue Parkscheibe.
Uniformierte Ordnungshüterwesen
konnten nun die Parkdauer ablesen.

Jeder dieser Parkdauer Ableseposten
verursachte aber eigene Kosten.
Man stritt über falsch oder richtig
und mein Parken wurde kostenpflichtig.
Und dann kam ein einfacher Automat,
der für jedes Auto kassiert nur hat.

Mit Münzen in 20 Pfennigschritten
ließ man die Fahrer zur Kasse bitten.
Doch keiner sagte „Bitte“ oder „Danke“,
drum montierte man eine Schranke.
Kraftfahrzeug fahrende Damen und Herren
mussten bei der Einfahrt einen Zettel zerren .

Diesen Parkschein mit sich führen,
im größten Trubel nicht verlieren.
Erst zum Automaten gehen
und dort in der Schlange stehen
Gut, wenn man bereits parat
die Parkgebühr in Münzen hat.

Die Ausfahrt hat besonderen Charme,
da braucht man einen langen Arm.
Fällt der Schein vor den Automat
wird der Fahrer zum Akrobat.
Links stößt man die Türe ran,
rechts hat sie kein Höschen an.

Gut, wenn hinten noch zwei Türen
mühsam aus dem Auto führen.
Hat den Schein man dann gefunden,
ist die Beifahrerin verschwunden.
Und dann fällt die alte Frage ein,
kann denn Parken Sünde sein?

21.05.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Kann denn Parken Sünde sein?

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21.05.2019
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