Hochwasserliebe

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Bei einem dieser Regenschauer,
die wasserreich , von kurzer Dauer,
ich unter dem Carportdach stand,
als schnaufend eine Dame kam gerannt.
Sie wollte schnell den Bus noch kriegen,
doch ich sah sie in die Pfütze fliegen.

Als ich mich endlich zur Hilfe ermannte,
saß sie weinend auf der Straßenkante.
Das Wasser lief aus Jacke und Kleid,
drum sprach ich sie an, sie tat mir leid.
.Sie habe keinen Mann, doch ein Kind,
das sich jetzt zu Hause allein befind.

Sie sei klatsch nass wie ein Schwein
und traue sich in keinen Bus hinein.
Und als des Wettergottes Fluch,
war auch ich hier nur zu Besuch.
Gern hätte ich sie ins Auto geladen,
doch dann gingen dessen Polster baden.

Ich sagte schliesslich: „Zieh‘n sie sich aus,
in einer Decke fahr ich sie nach Haus.
Sie sah mich an, dann ihre Sachen,
nicht schlecht , doch sollte sie es machen?
Ich zeigte auf das Autonummernschild,
sie malte in Gedanken sich ein Bild.

Endlich hat sie ihren Körper entmüllt,
die nassen Klamotten in eine Tüte gefüllt.
Ich blieb mit Decke hinter ihr stehen,
konnte etwas von ihrer Schönheit sehn.
Eingestiegen, Gurte umschlungen,
los gesaust, die Angst bezwungen.

Sie hat am Ende der Stadt gewohnt,
da hat das Flirten sich gelohnt.
Daheim trug ich sie in das Haus,
Nachbarn schauten zum Fenster raus.
Sie hielt die Tüte mit den feuchten Sachen,
ich konnte sonst nichts weiter machen.

Die Tochter öffnete die Tür erstaunt
und beide haben im Bad geraunt.
Die Tochter kochte Tee, ne gro0e Kanne,
wir stiegen derweil in die Badewanne.
Sie sagte nur: „Sitz still, Finger weg,
vor dem Essen hat alles keinen Zweck!“


Mehr brauch ich euch nicht zu erzählen,
in könnt die Fantasie jetzt quälen.

05.07.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Hochwasserliebe

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05.07.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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