Hinter der Mauer

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Der Richter sprach: „Jetzt haben sie Ruh,
um 20 Jahre lang zu überlegen.“
Die Schöffen stimmten alle zu,
kein einziger war dagegen.

Der Beamte kam zu ihm an die Bank,
„Hände vor!“, der Richter nickte.
Er machte seine Arme lang,
verbindend es drauf klickte.

Ein letztes Mal in Freiheit laufen,
die „Grüne Minna“ stand bereit.
Nicht mehr ohne Geld einkaufen,
bis zur JVA war es nicht weit.

Wie beim hohen Staatsbesuch
öffnete sich sofort das große Tor.
Ein zweites aber nach ihm schloss,
erst dann durfte er hervor.

Da stand er umringt von Mauern
und fühlte seine Nerven beben.
Wie lange würde es wohl dauern,
diesen Anblick rückwärts zu erleben?

Stehen bleiben, Gitter auf,
kurzer Gang zur Wäschekammer.
Das Gitter schwang zum nächsten L,auf,
das war der Weg voll Jammer.

An den Wänden standen wie zum Possen,
als könnten sie nicht gehen,
von dieser Etage alle Zellengenossen,
um den Neuzugang zu sehen.

Die Zellentür stand weit offen,
er zögerte beim Schritt über die Schwelle,
wie sollte er hinter den Mauern hoffen,
auf eine Entlassungswelle.

Jetzt fühlte er die erste Reue.
Der Richterspruch ihm in den Ohren klang,
denn nun war er der Neue,
dem statt Wein und Weib bleibt nur Gesang.

Eine Hand legt sich auf seinen Arm,
und eine Stimme redet ihm gut zu:
„Sei zufrieden, hier ist‘ s warm,
du hast zu essen und dann deine Ruh.“

10.08.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Hinter der Mauer

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10.08.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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