Halloweens Küsse

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Feiertage sollte man nutzen,
um sich für die Liebe heraus zu putzen.
Im Sonntagsstaat kann man dann eilen,
um Geschenke zu verteilen.
Pfingsten, Ostern, Weihnachten,
es die meisten auch so machten.

Doch am traditionslosen Halloween
ganze Gruppen durch die Gegend zieh‘n.
Ihnen sollte man Süßes geben,
sonst kann man Saures erleben.
Am Abend vorher rief meine Freundin an,
sie brauche einen starken Mann.

Ich solle ganz ruhig neben ihr sitzen
und Fratzen in den Kürbis schnitzen.
Ruft die Liebste, muss man eilen,
vielleicht kann man sich Küsse teilen.
Und so ließ ich mich brav und bieder
mit Messer und Säge bei ihr nieder.

Der Kürbis, groß, glatt und stolz
war schon hart wie Eichenholz.
Wenn meine Formen etwas taugen,
wie Nase, Ohren, Mund und Augen,
gäbe es bei jedem Figuren Schluss
jeweils immer einen kleinen Kuss.

Das musste sie nicht zwei Mal sagen,
ich begann den Korpus zu benagen.
Ich sägte Konturen sauber und fest,
sie kratzte innen den weichen Rest.
Es gab nicht oft nen kleinen Kuss,
darum waren wir bald am Schluss.

Nur noch mal den Kürbis reichen,
mit dem Originalkopf vergleichen.
Einer reichte und einer wehrte,
der andere schob, der Kürbis querte.
Und ohne Halt er zu Boden flog,
weil ihn doch die Schwerkraft zog.

Es lohnte sich nicht mehr zu bücken,
die Schippe kratzte auf die Stücken.
Alles Pampe, alles Quatsch,
selbst zum Essen wär es Matsch.
Doch der Unfall war so gut wie Gold,
morgen wird es nämlich wiederholt.

28.10.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Halloweens Küsse

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28.10.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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