Gewogen

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Die Waage des Lebens wägt uns hin und her,
wir nehmen ‘s leicht, dabei sind wir zu schwer.
Das normale menschliche Leben
Ist kein einfaches Nehmen und Geben.
Da wird gewiegt, gewägt und gewogen
und letzten Endes dann doch betrogen.

Damit es nicht auffällt auf der misstrauischen Welt,
gibt es verschiedene Waagen, je nach Gewicht und Geld.
Die erste Waage in meinem Leben
ist eine Schale aus feinem Blech gewesen.
Dort wurde ich schreiend hineingehoben
und außen wurden zwei Gewichte geschoben.

Sie wurde später einfach weggeschmissen,
weil sie eine Fliegerbombe zerrissen.
Später, wenn man alleine stehen kann,
musste die Personenwaage ran.
Mechanisch, elektrisch und elektronisch rammelnd,
gab es sie auch Münzen sammelnd.

Jeder Bahnhof, der nicht an Ausstattung sparte,
druckte das Gewicht auf eine ehemalige Bahnsteigkarte.
Bei den Doktoren geht es unterschiedlich zu,
mal mit und mal ohne Schuh.
Das Gewicht uns nicht so erschreckt,
wird die Anzeigetafel verdeckt.

Nur bei der stabilen Dezimalwaage
stehen die Gewichte auf der Auslage.
Unterschiedlich ist dort die Wiegegutaufnahme,
von der kleinen Kartoffel bis zur Schweinedame.
Beim Handel gilt es mehr für die kleinen,
die mit den klebenden und bedruckten Scheinen.

Die einfachste Waage, nur zum Vergleichen,
kann jeder auf dem Spielplatz erreichen.
Die kleinste Waage wiegt dem Juwelier Gold,
bei der größten gleich das Auto drüber rollt.
Die letzte Waage, die sich einst zu mir gesellt,
ist die Wasserwaage, wenn man meinen Grabstein aufstellt.

21.03.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Gewogen

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21.03.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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