Die Speisekammer des Poeten
Es ist das echte, gesammelte Leben
die Speisekammer des Poeten eben.
Da gibt es nicht nur immer oder gerade
hübsche Gläser mit süßer Marmelade,
sondern in angeschlagenen Tontöpfen
scharfe Lake mit sauren Gurkenköpfen.
Manches hängt direkt vor den Augen,
anderes muss man aus der Zeitung saugen.
Frisches hat meist einen neuen Duft,
alte Sachen stinken wie die Harzer Luft.
Große und kleine Flaschen gibt es jedenfalls,
manche noch mit dem Strick um den Hals.
Die eine zischt vor Überdruck,
die andere macht nur leise „gluck“.
Manches steht in Reih und Glied,
häufig etwas die Ordnung flieht.
Der Poet muss nur mal sehen,
etwas an den Dingen drehen,
heimlich sich die Hände reiben
und das ganze dann aufschreiben.
Kommt ein zweiter in die Kammer,
wird die Geschichte meist ein Hammer.
Und ich möchte um Nektar wetten,
irgendwo finden sich auch Betten.
Denn in den historischen Ecken
wird meist man eine Frau entdecken.
29.04.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann