Die gespendete Bank

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
In der Chronik las ich neulich
eine Geschichte, die erfreulich.
Ein älteres Paar, Frau und Mann,
kamen jährlich irgendwann,
aus Sehnsucht und Gedächtnissport
immer an den gleichen Ort.
Sie sahen stehend in die Ferne,
bis den Tag verdeckten Sterne.

Sie hielten sich bei den Händen
oder fassten des andern Lenden.
Der Blick in das geliebte Tal
war nicht senil, nur sentimental.
Als ihre Liebe einst auf ernsten Wegen,
waren ihre Eltern sehr dagegen.
Da sie sich hier heimlich trafen,
wurde der Berg zu ihrem Liebeshafen.

Als das Frühjahr zog in das Tal ,
stieg auf den Berg ich auch einmal.
Ein Tischlerauto kam den Weg hinauf
und kräftige Männer bauten etwas auf.
Ihr Chef erwähnte die Geschichte
und ich entnahm seinem Berichte,
dass das Paar eine Bank in Auftrag gab,
bevor es selber sank ins kühle Grab.

Bestellt, bezahlt und aufgestellt,
gehört die Bank der ganzen Welt.
Vielleicht erleben neue Pärchen
auf der Bank die alten Märchen.

08.09.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die gespendete Bank

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08.09.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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