Der rote Faden
So wie der Harzer Käse die Maden
hat mein Gedicht einen roten Faden.
Den Fadenanfang ich verstecke
in der ersten Buchstabenecke.
Der Faden dabei schon trifft
absichtlich die dicke Überschrift.
Danach wird er sehr schnell gebraucht,
doch oft nur leicht dahin gehaucht.
Er zieht sich durch des Gedichtes Leben,
als würde er nur leichtsinnig schweben.
Doch langsam bekommt das Thema Kraft
und der rote Faden sich dann strafft.
Wenn Leser sich auf die Zunge beißen,
dann ist die Spannung zum Zerreißen.
Auf des Gedichtes Höhepunkt
der Faden in manch Fettnapf tunkt.
Man könnte ohne weiteres denken,
es würden ihn die Götter lenken.
Dabei sind es nur meine Ideen,
die schwarz auf weiß dort steh‘ n.
Der Faden zieht sich ohne Sinn
meist bis zum bitteren Ende hin.
Oft hat er noch mal kurz geruckt,
weil ihn ein Geistesblitz durchzuckt.
Bei Sprüchen, die ich nicht begreife,
zieht der rote Faden eine Schleife.
Und hat die Länge nicht genügt,
wird noch ne Zeile eingefügt.
Am Ende ausgefranzt und breit
endet er am Copyright.
26.06.2017 © W.R.Guthmann