Der letzte Apfel
Der Apfelbaum in diesem Jahr
blühte einfach wunderbar.
Einst gut gepfropft und okuliert
hat er sich dies Mal nicht geniert,
hat uns seine große Sortenpracht
schon in der Blüte nah gebracht.
Von zartem weiß bis dunkelrot
er alle seine Nuancen bot.
Viel Sonne und mäßig Regen
kamen dem Wachstum entgegen.
Des Baumes viele kleine Perlen
wuchsen so zu strammen Kerlen.
Grüne, gelbe und rote Früchte
weckten lange schon die Süchte.
Mancher wurde grün probiert,
nachdem man lange hingestiert.
Die Stare haben zuerst entdeckt,
welche Sorte doch schon schmeckt.
Irgendwann hieß es dann „Pflücken!
Vorher leere Kisten rücken!“
Mit der Leiter gings hinauf,
doch der Baum hört nimmer auf.
Selbst in der höchsten Spitze
hängen noch Äpfel im Gefitze.
Alle Früchte wurden eingesammelt,
denn kaum eine war vergammelt.
Ungespritzt von Wurzel bis Krone
war es zwar eine Apfelspinnerzone,
doch es zeigt uns manche Made,
es ist nur um Gesundheit schade.
Nicht alle Äpfel werden gegessen,
der größte Teil kommt in die Pressen.
Dort gewinnt man mit Motorkraft
den goldgelben und klaren Apfelsaft.
Denn des Sommers Saft und Most
stärkt die Gesundheit bei dem Frost.
Heute ging ich durch den Garten,
um die Laubaktion zu starten.
Da verriet mir ein Sonnenring,
dass noch im Baum ein Apfel hing.
Ein Apfel rot und nicht zu leicht
er hätte heut für mich gereicht.
Während ich den Apfelpflücker nahm,
eine fremde Frau mit Kleinkind kam.
Der Junge tippte auf seinen Bauch:
„So ein Apfel schmeckt mir auch!“
Sein kleines Herzchen hat geklopft
und sicher ihm der Zahn getropft.
Ein „Tempo“ half den Apfel putzen
das Gartenmesser ihn teilend zu nutzen.
Da er ohne Maden und ohne Läuse,
aßen wir selbst das innere Gehäuse.
Und saßen für die Essendauer
beide auf der Gartenmauer.
Die Mutter fast die Zeit vergaß,
weil er sonst keinen Apfel aß.
Zum Abschied war dem Jungen klar:
„Schade, dass es der letzte war!“
Es hat sich immer eine Lösung gefunden,
notfalls wird ein Apfel angebunden.
03.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann