Dein, mein, unser Haus

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Viele rufen gedankenlos aus:
„Ich hab nur ne Hütte, ein Haus!“
Meist denken und reden sie verkehrt,
denn sie meinen finanziellen Wert.
Doch ein Haus, auch noch so klein,
ist für dich und mich ein Hort allein.

Dort hin zieht man sich zurück,
nach des Tages Müh und Glück,
macht hinter sich die Haustür zu
und hat nun endlich seine Ruh.
Man kann dort seine Hobbys pflegen,
ohne öffentliches für und gegen.

Und wenn man dabei Fehler macht,
sagt man still nur „Gute Nacht!“
Überhaupt, die dunklen Nächte
sind des Menschen Ort der Mächte.
Hier schweigt und versteckt man nicht,
hier zeigt jeder sein Gesicht.

Hier wird jede Frau zur treuen Braut,
weil sie endlich sich aufs neue traut.
Wenn sie erst blasse Knospen zeigt,
sich farbig dann als Blüte neigt,
geht sie ehrlich tief aus sich heraus:
„Komm, ich zeige dir mein Haus!“

Wenn es einmal nicht gelegen lief
und es hängt der Haussegen schief,
nimmt man den Partner an der Hand
und zeigt ihm außen jede Wand.
Fragt, auf welche Mauer er verzichtet,
wenn er oder sie die Ehe vernichtet.

Jede kleine Fuge, jeder sichtbare Stein
gehört ihnen beiden nur ganz allein.
Gesprungene Steine, bröckelnder Putz
deuten nur auf Leben und Nutz.
Löst sich mal ein Stein vom Dach,
macht er für die Nachbarn Krach.

Doch fürs eigene Haus heißt es jetzt,
der wird gemeinsam wieder eingesetzt.
Die Leiter-einer holt, der andere hält,
immer schön ruhig, dass keiner fällt.
Sitzt der Stein, ist endlich Schluss,
Versöhnung beginnt mit einem Kuss.

15.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Dein, mein, unser Haus

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15.12.2013
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