Das Frauengedicht
Morgens dachte ich beim Kopfhaut reiben,
über was könnte ich nur heute schreiben.
Ich sah im Zimmer lässig in die Runde,
so verging schon eine Viertelstunde.
An der Wand das Perpendikel der Uhr
pendelte gleichmäßig, laut und stur.
So müsste mein Gedicht verlaufen,
statt die letzten Haare sich zu raufen.
Silbe für Silbe und Wort für Wort,
über Liebe, Kinder und sicher Sport.
Dann würde ich mich auch trauen
an ein ergreifendes Gedicht für Frauen.
Schöne Männer mit Rosen und Nelken
lieben, während die Blumen welken.
Reiche Prinzen reiten zwinkernd vorbei,
die Frauen sind ihnen nicht einerlei.
Für Playboys, wie einst Gunter Sachs
sind Sekt und Hotel dabei nur ein Klax.
Doch Kinder, Hausfreund, Scheidungsfeier,
ergeben Wohngemeinschaft und neue Freier,
bei Liebeskummer und Seelenschmerz
dann endlich Schokolade für das Herz.
Nur die Waage wird bald neu geeicht,
weil die alte Skala nicht mehr reicht.
Schließlich wird ins Buch gebissen
und dieses Gedicht heraus gerissen.
30.05.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann