Das Fahrrad

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Auch ohne Drang nach Gut und Geld
gibt es viel Ungemach auf dieser Welt.
Durch Krankheit, Unfall oder Naturgewalt
wird mancher Mensch zur Pflegegestalt.
Arme, Beine, Nasen, selbst Ohren
sind verstümmelt oder oft erfroren.

Die Arbeit mit körperlicher Kraft
selten ein Schwerbeschädigter schafft.
Mancher überwindet Unmut und Schmerz,
und wird Künstler mit Hirn und Herz.
Die Gemeinschaft der Mund- und Fuß Maler
verdient sich dabei noch schöne Taler.

Heute bekam ich auf die Schnelle
Angebot und Forderung von dieser Stelle.
Elodi Cazes malte die „Sommerfrische“,
kein Gartenlokal für Stühle und Tische.
Es ist ein Blick auf einen Fluss oder Kanal,
dessen Fahrrinne in der Mitte sehr schmal.

Links und rechts am Ufer ankern immer
Schuten und Hausboote als Ferienzimmer.
Neben dem Kanal ich Weg und Bäume seh,
alles wirkt wie eine breite gesäumte Allee.
Im Vordergrund, zum idyllischen Glücke,
gibt es samt Blumenkästen eine Brücke.

Sie trägt ein mit Köpfen verziertes Geländer,
und ein blaues Damen Fahrrad, ohne Ständer.
Das Bild strahlt Ruhe und Ordnung aus,
sicher ist die Landschaft in Holland zu Haus.
Auf den ersten Blick fühlt man es jucken,
von der Brücke in einen Kahn zu spucken.

Doch schaut man genau und längere Zeit,
ist die Brücke nur noch halb so breit.
Sicher machte ein höheres Schiff
aus der niedrigen Brücke ein Riff.
Das Fahrrad ist zwar angekettet,
aber nicht damit man es errettet.

Es hat nämlich keine tretfähigen Pedalen,
nur seitliche, die Brücke sperrende, Strahlen.
Die Brücke kann sogar ein Kunstwerk sein,
das weiß der Künstler aber nur allein.
Mir hat das Bild sehr gut gefallen,
deshalb empfehle ich es hiermit allen.

25.04.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das Fahrrad

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07.05.2017
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