Auf Pücklers Spuren
Wer Pückler und Schloß Branitz nennt,
aber beides noch nicht persönlich kennt,
nutze doch die jährlichen Brückentage,
um zu klären diese und jene Frage.
Wir haben es neulich erst unternommen,
sind motorisiert bis zum Parkplatz gekommen.
Am großen Platz mit vielen blauen Parkuhren
war der Anfang aller Wege und Spuren.
Doch wir strömten nur in eine Richtung,
nämlich zu der großen Gärtnerlichtung.
Dort wo die goldene Ananas winkt,
weil auf dem Dach sie in der Sonne blinkt.
Schon von weitem hörte man ein Raunen,
war es über des Fürsten Baumwagen das Erstaunen?
Nein, dort wo wir fragenden Blicks eintrafen,
war ein kleiner fast versteckter Gondelhafen.
Ein Gondoliere von des Spreewalds Fließen
ließ uns hier eine besondere Parkansicht genießen.
Wir durften aber auch sofort wissen,
durstlöschende Getränke müssen wir nicht missen.
Gewässer , die Jahrzehnte vor sich hin gedümpelt,
hatte man mühsam und fachmännisch entrümpelt.
Mit leichter Strömung kam von der Spree
frisches Wasser für manchen Graben und See.
Es war keine sehr lange Gondelstrecke,
doch wir sahen manche verborgene Ecke.
Als erstes ich dabei die Ruheplätze erwähne
für Enten, Nutrias und die brutlosen Schwäne.
Am Ufer die Bäume nicht einfach wachsen,
Pückler pflanzte sie zu breiten Sichtachsen.
Unter ihnen wir die seltenen Blumen fanden,
die wir als Kinder am Feldrain zu Sträußen banden.
Die Reiseleiterin jeden Hügel kannte,
seinen Namen samt Bedeutung nannte.
Ruheplätze wie den Pilz auf dem hölzernen Pfahl,
den Kugelberg mit der Kugel aus poliertem Stahl.
Die gemauerte Brücke in der nahen Ferne
trug im Geländer eingearbeitete Sterne.
Hügel, von denen sich Fernblicke lohnen,
haben meist weibliche Proportionen.
Pückler war nicht nur ein Gartengestalter,
seine Seele war ein rastloser Falter.
Von Orient. und Ägyptenreisen inspiriert,
hat er sein Begräbnis und das von Luzie inszeniert.
Der einfache Friedhof der Familie ihm nicht gefiel.
eine Insel mit Tumulus war sein Begräbnisziel.
Eine chemische Veränderung seines Leichnam
er plante und wie vorgesehen auch bekam.
Er selber hat die Seepyramide mit bepflanzt
und im Herbst angesichts der Farben getanzt.
Über Pückler gibt es die seltsamsten Geschichten,
aber man sollte sie an Ort und Stelle berichten.
Wir haben es bei der langsamen Gondelfahrt erlebt
und sind danach hungrig in das Gewächshaus geschwebt.
Wo im Winter die Palmen frostgeschützt ruhen
speisten wir Besucher aus Pfannen und Truhen.
Fantasiereiche Gastronomen servierten uns Herren und Damen
als Pücklerverehrer Speisen mit alten und romantischen Namen.
Leib und Seele gefüllt und das Portemonnaies geleert,
sind wir Wissen gestärkt und stolz nach Hause zurückgekehrt.
31.05.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann