Schatten der Seele
Ein Gedicht von
Udo Steinke
Waren es Schatten dort an der Wand?
Oder betrogen mich die Sinne?
Irgendetwas huschte doch gewandt,
dort entlang der Abflussrinne.
Der Ort, an dem ich mich bewege,
erscheint mir kalt, gemein und düster.
Mein eisig Blut pulsiert sehr rege,
die Umgebung wird immer wüster.
Die Dunkelheit gaukelt mir was vor.
Soll ich was sehen, das es nicht gibt,
machte die Schwärze aus mir 'nen Thor?
Der Narrsinn am Verstande nippt.
Mein Ich selbst die Angst nun suggeriert,
sehe Schatten vor mir hergehen.
Meine Logik mir nicht mehr pariert,
lässt alles um mich rum geschehen.
Die ganze Nacht um mich herum tanzt.
Die Schatten wollen mich ergreifen.
Illusion in Selbsttäuschung gepflanzt,
die Blüten nun zum Wahnsinn reifen.
Geerntet wird ein furchtbarer Mahr,
ein großer Ertrag, der mich erdrückt,
er verschüttet mich samt Haut und Haar,
diese Ernte macht mich glatt verrückt.
Mit letzter Müh’ komm ich an – Daheim!
Licht umhüllt den gepeinigten Geist,
plötzlich wirkt nichts mehr all so geheim,
mein Verstand arbeitet nicht mehr dreist.
Der Atem hechelt sich selbst zur Ruh’.
Das Geschehnis nun Revue passiert,
dafür gehört sehr viel Mut dazu.
Du hast alles noch gar nicht kapiert.
Diesen Weg ging ich doch tausendmal,
doch solches ich noch nie erlebte,
erlitt nie eine solch’ Höllenqual,
meine Angst noch nie so erbebte.
Den Weg kenne ich doch bei Tage,
ging ihn aber nie bei dunkler Nacht.
Darum stellt sich mir diese Frage:
„Hat dies nur das Dunkel ausgemacht?“
Trübte die Schwärze mein Aug’ so sehr?
Irrte ich mich in dem Allem nur?
Es ist schon gar viele Jahre her,
dass ich empfand diese Furcht so pur.
Aber war es der Blick nach außen,
der mich dies alles so sehen ließ,
den Alp, das fürchterliche Grausen,
den Horrordolch, der mein Herz durchstieß?
Oder sah ich nur in mich hinunter?
Fand so tiefe Ängste verborgen,
purzelten die nun alle runter
und vollführten mir diese Sorgen?