Nacht
Ein Gedicht von
Udo Steinke
Fahl des Mondes Schein,
stumm die Stimmen des Tages.
Die Lebensflamme lodert klein,
ein Fünkchen, ein ganz vages.
Und die Nacht umarmt den Tag,
bringt ihn um seinen Ertrag.
Wolken werfen kalte Schatten,
die Musik der Nacht erklingt.
Träume ihren Besuch abstatten,
der Mensch in den Schlaf versinkt.
Und die Nacht besiegt den Tag,
tötet, was nur er vermag.
Das Leben erlischt nicht ganz.
Einzelne die Nacht durchwachen,
sich findend im Lebenstanz,
sie ihr Lebensfeuer nun entfachen.
Und die Nacht ersetzt den Tag,
wie das Hoffen die Plag.
Das Leben künstlich hell,
der Versuch, den Tag nachzumachen.
Lichtquellen strahlen grell,
da könnt die Sonne nur lachen.
Und die Nacht erstrahlt als sei es Tag,
wie ein Lichtlein auf dem Grab.
Je älter wird die Nacht,
desto ruhiger wird ihre Seele.
Das nächtliche Treiben abflacht,
als wenn man Leben stehle.
Und die Nacht gibt an den Tag,
wie ein wiederkehrender Erbvertrag.