Tanz auf dem Eis

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Ich habe erst in späten Stunden
dich auf eis´gem See gefunden,
und keiner von uns beiden weiß,
wie lang noch hält das große Weiß,
das im Fließen - wir genießen.

Noch ist die Fläche blank und weit
und reicht schier bis zur Ewigkeit.
Doch wenn ich mich nicht vollends täusch,
vernehme ich schon ein Geräusch.
Eis´ges Drängen - sucht zu sprengen.

Will sanfte Wärme sich erfrechen,
unser Tanzparkett zu brechen?
Wer bleibt oben, wer wird sinken?
Werden beide wir ertrinken?
Einer allein? Das darf nicht sein!

So - im letzten Tagesglanz
sieht niemand uns´ren Totentanz,
wenn wir zu Mondes freundlich Blinken
in der eis´gen Welt versinken.
Gib deine Hand - zu neuem Band.

Wenn alle Ängste weichen,
bieten an sich neue Zeichen;
Hand in Hand im Eis zu schwimmen
läßt neue Glut von selbst erglimmen.
Doch, wer erkennt - wie Eistanz brennt?

Für A.G.

(2012)

Informationen zum Gedicht: Tanz auf dem Eis

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05.12.2012
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