Selbstsucht ist kein Vorbild
Ich muss mir mal die Augen reiben:
´ne Kirche muss im Orte bleiben.
Es drängt und zwängt mich fast wie Sucht.
Sie holt mich ein, die auf der Flucht
vor Worten, die gleich wilden Reimen
tief in mir als „Dichtung“ keimen.
Und sind sie dann an Land gekrochen,
haben sie schon schlecht gerochen.
Doch hab ich sie, obschon verdorben,
als tolle Ware noch beworben.
Vielen habe ich selbst geraten,
schmeißt sie weg, zu viel der Braten.
Lieblos sind sie ,schwarz und hart;
ihr habt an Meisterkunst gespart.
Wo ist der große Schwur geblieben,
dem ihr einmal euch verschrieben?
Ein einz´ges Gänslein ohnegleichen
würde doch am Tage reichen.
Gut gegart und oft begossen
Hätte man es gern genossen.
Ebenso wie mit Gerichten
geht´s auch so mit den Gedichten.
Muss mich an eigne Nase fassen,
werd die Leine kürzen lassen.
Jede Woche ein Gedicht,
mehr verträgt der Leser nicht,
soll er nicht dem Dichter fluchen…
Ich will´s jedenfalls versuchen,
nur kleine Häppchen auszuteilen
und an Kostbarkeiten feilen,
um mit wirklich raren Stücken
meine Gäste zu beglücken.
TBZ 25-1-2016