Im Wirtshaus „Zur Krippe“
Ein Gedicht von
Sepp Höltschl
Im Wirtshaus „Zur Krippe“, da is’ heut was los,
das Essen ist gut und die Stimmung famos,
die ‚Bethlehempilger’ spielen zum Tanz,
und jedem serviert man ein Freibier zur Gans.
Der Josef zapft heute ‚Ambrosia-Bräu’,
koscher gebraut – den Gesetzen getreu,
und wer etwas fettig und üppig gespeist,
bestellt einen doppelten heiligen Geist.
An der Bar dreht ein Junkie sich grad eine Tüte,
mit Weihrauch und Myrrhe von himmlischer Güte,
ein Lamm wird geschlachtet um Eintopf zu kochen,
das sah die Maria und hat sich erbrochen.
Das Licht geht aus und der Spot geht an,
da steht ein athletischer Weihnachtsmann,
er stript und er zeigt seinen Waschbrettbauch,
Sie wissen, ein Rindvieh war damals ja auch.
Kurz vor der Sperrstunde kommen die Römer,
die trinken eins mit, und dann wird es noch schöner,
der Melchior sieht Engel am Firmament,
das glaubt aber keiner – weil man ihn kennt!
Auf allen Bänken ein grölen und singen,
man hört nicht einmal wenn die Krüge zerspringen,
ein Prosit noch, auf die Gemütlichkeit,
in weihnachtlicher Ergriffenheit.