Deutschstunde
Ein Gedicht von
Sepp Höltschl
Als ich das Licht der Welt erblickte,
schrie ich, bis ich fast erstickte,
und die Hebamme sah ein:
Das kann nur ein Germane sein!
Es tönte meine Muttersprache,
in hoher und in tiefer Lage,
doch immer kräftig, immer laut,
so das der Nachbar immer schaut.
Beschränkt man sie auf die Akustik,
ist deutsche Sprache wirklich lustig.
doch um der Sprache schliff zu geben,
erfuhr ich dann den Ernst im Leben.
Verschied`ne Lehrer sich bemühten,
bis mir beide Ohren glühten,
und ich lernte neue Worte,
einer difisielen Sorte.
So traf ich das Plusquamperfekt,
das mir noch heut im Halse steckt,
den Dativ und den Genitiv,
der mir bis in den Traum nachlief,
dann gab`s noch was zum konjugieren,
doch ich konnt es nicht kapieren.
Es half mir keine Pädagogik,
ich sah nicht Sinn und auch nicht Logik,
ich habe heldenhaft getrotzt,
doch es hat mich angekotzt.
Heut lieb ich meine Muttersprache,
grad wie am ersten Lebenstage.
Ich mache Komas wo sie wollen,
nur nicht wo wir sie machen sollen.
Ich schreibe klein und manchmal groß,
da staunt der liebe Leser bloß.
Wozu quälten sich die Lehrer?
Heut bin ich der Sprache ihr größter Verehrer!