Die Witwe

Ein Gedicht von Sabine Brauer
Die Wohnung wie ein Puppenhaus.
Kein Stäubchen weit und breit.
So sieht´s bei ihr jetzt immer aus,
sie ist es schon lang leid!

Die Kinder zogen von ihr fort,
in eine andre Stadt.
Kein Mensch redet mit ihr ein Wort.
Sie hat es ja so satt!

In ihr ist ein Sehnen
nach dem, was nicht mehr ist.
In den Augen Tränen,
weil Einsamkeit sie frisst.

Ganz allein im großen Haus.
Keinen Mut, unter die Leute zu geh´n.
Sie versteckt sich. Eine graue Maus.
Redet sich ein: Kein Mensch will mich seh´n.

Gebraucht wird sie schon lang nicht mehr,
der Mut zum Leben schmilzt dahin.
So nutzlos zu sein, es schmerzt so sehr.
Nichts gibt ihrem Dasein Sinn.

Der Mann starb schon vor langer Zeit.
Ließ einsam sie zurück.
Sie seufzt: Ach, könnt ich bei ihm sein.
Es wär´mein größtes Glück.

15.7.1998 Sabine Brauer

Informationen zum Gedicht: Die Witwe

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30.10.2011
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