Nebelmanns Püppchen
Ein Gedicht von
Rosmarie Schmitt
Ein Nebelmann kocht sich sein Süppchen.
Doch lieber hätte er ein Püppchen,
das ihn bekocht und ihn becirct,
ihn stets verwöhnt, sich freudig stürzt
in seine Arme weich und bleich.
Doch sie, sie sucht ihr Himmelreich
allein in dem, was sie selbst schafft.
Denn Nebelmänner kosten Kraft.
Mit ihren bleichen Armen
sind sie zum Gotterbarmen.
Sie wabern hin und wabern her,
Rückgrat zu zeigen, fällt so schwer.
So bleibt die Nebelfrau für sich
und denkt frustriert: Wenn nich, dann nich!
Doch weiche, bleiche Nebelschwaden,
die mich in schlaffe Arme laden,
sind doch nicht das, was ich stets brauch:
ein Mannsbild handfest, auch mit Bauch.
Ein Lebensfroher, Liebevoller,
gelegentlich auch Liebestoller,
ein Kerl, der stets weiß, was er will,
mit einem klaren Lebensziel.
Für den bin gerne ich sein Püppchen
und koche ihm ein Nebelssüppchen.
10.9.2022