Wintertristesse
Ein Gedicht von
Roman Tieck
Der Himmel ist grau und verhangen.
Wo einst die Vögel sangen,
herrscht nun weit und breit
Stille und Einsamkeit.
Im Nebel nur schwarze Krähen
krächzend Kreise drehen,
als seien sie finstere Boten
vom Schattenreich der Toten.
Und kahle Bäume recken
die nackten Äste wie Stecken
empor ins düstere Grau.
Der Wind weht eisig und rau.
Bedrückt ist auch mein Gemüt,
das keinen Funken mehr sprüht,
das ganz in Trübsinn versinkt,
vom Becher der Schwermut trinkt.
Doch wieder wird Frühling sein.
Dann werden Feld und Rain
erstrahlen in frischem Grün
und neuerlich Blumen blüh’n.
Dann wird auch mein Sinn sich beleben
und aus der Erstarrung erheben,
zu lichteren Höhen streben
und Netze der Hoffnung neu weben.