Verschmelzung
Ein Gedicht von
Roman Tieck
An Tagen wie diesen, an denen die Sonne vom Himmel brennt
und kein Erbarmen mit uns Schatten Suchenden kennt,
bin ich auch im Inneren völlig ausgebrannt.
Nur noch ein Schatten seiner selbst ist mein Verstand.
Die Sonnenglut hat mein Hirnschmalz gänzlich ausgesaugt
Mein Geist ist erschlafft, vertrocknet, verdorrt und ausgelaugt.
Während ich in der schwülen, unerträglichen Hitze
alle Viere von mir strecke und grässlich schwitze,
breitet sich Lethargie wie ein Ölfleck in mir aus.
Den Kopf anzustrengen und nachzudenken ist mir ein Graus.
Lose Gedankenfetzen treiben träge dahin,
ohne Ziel und ohne jeglichen Anspruch auf Sinn.
Dieweil ich so liege und unter dem Gluthauch stöhne und ächze,
mir Luft zufächle und verzweifelt nach Abkühlung lechze,
gerät mein Geist in jenen seltsamen Zustand der Leere,
in dem er vom Dinglichen sich erhebt und frei von Schwere
in den Sphären des Imaginären vagabundiert
sich in vagen Ahnungen und Träumereien verliert.
Ich nehme kaum noch etwas von meiner Umgebung wahr,
Keine Erinnerung habe ich mehr an das, was war.
Mein inneres Auge erspäht Verborgenes wie ein Radar,
und beim Versinken ins Nichts empfinde ich sonderbar klar,
dass ich, während ich in der Hitze mich hin und her wälze
mystisch entrückt wie in Trance mit dem Universum verschmelze.