Ohne Grund
Ein Gedicht von
Roman Tieck
Wenn sanft mich deine Blicke streifen,
kann ich noch immer nicht begreifen,
dass du deine Gunst mir schenkst,
mit deiner Liebe mich bedenkst.
Ich fühle deiner mich nicht würdig,
auf keine Art dir ebenbürtig.
Bin körperlich nicht attraktiv,
der Rücken krumm, die Nase schief,
zudem schwerfällig im Denken,
mich geistig kunstvoll zu verrenken
in Pirouetten liegt mir nicht.
Der Output meines Hirns ist schlicht.
Mein Temperament ist unterkühlt.
Mein Herz weiß selten, was es fühlt.
Wankelmütig auch mein Sinn.
Ein Rätsel ist mir, wer ich bin.
Bin keinesfalls charakterfest,
hasse Gebote wie die Pest,
halte wenig von Moral,
Prinzipien sind mir egal.
Was also zieht dich zu mir hin?
Was hoffst du, dass ich für dich bin?
„Liebe liebt doch ohne Grund“,
sagst du und küsst mich auf den Mund.